In Kürze

Deutschlands globale Gesundheitspolitik

Berlin (pag) – „In der globalen Gesundheitspolitik geht die Angst um“, stellt Prof. Ilona Kickbusch fest. Angesichts der Präsidentschaft von Donald Trump und des Brexit werden große Hoffnungen auf Deutschland gesetzt, so die internationale Gesundheitsexpertin auf dem parlamentarischen Abend der Charité-Stiftung. Dort diskutieren Experten, wie Global Health als politische Querschnittsaufgabe sowohl national als auch international besser positioniert werden kann.

Viele Akteure der globalen Gesundheitsszene fürchten Kickbusch zufolge, dass das Committment der USA, welche größte Geber und in vielen Fällen auch Global-Health-Leader seien, „ganz brutal wegbricht“. Besorgt fragten sich zudem viele, welche Folgen der Brexit haben werde, schließlich sei das Vereinigte Königreich der zweitgrößte Geber auf diesem Feld. Angesichts dieser Entwicklungen seien die auf Deutschland ruhenden Hoffnungen immens – „vielleicht größer als wir es einlösen können“. Kickbusch appelliert: „Wir müssen uns strategisch überlegen, wie wir diesen Anforderungen nachkommen wollen.“
Die Expertin weist darauf hin, dass das Thema globale Gesundheitspolitik zwar vom politischen System unter-stützt werde, es fehle allerdings eine entsprechende Infrastruktur. Kickbusch vermisst Professuren, Think Tanks, große Forschungsprogramme und nicht zuletzt eine parlamentarische Gruppe. Ein wichtiger Impulsgeber könnte das „Berlin Global Health Hub“ werden, die Idee dafür ist kürzlich auf dem dritten Deutschland Forum im Kanzleramt entwickelt worden. Ein solches Hub könnte verschiedene Akteure zusammenbringen und zum „Attractor“, so Kickbusch, für Kompetenz, Inhalte und klare Informationen werden. „Unsere Außendarstellung, was Deutschland bei Global Health macht, muss anders werden“, verlangt sie.
Kompetenz sei hierzulande vorhandeln, sie müsse nur besser koordiniert werden, unterstreicht bei dem parlamentarischen Abend Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Er bestätigt, dass momentan viele Augen auf Deutschland gerichtet seien, „wir sind Referenzland“. Angesichts der hohen Reputation Deutschlands könne man auf diesem Politikfeld sehr viel erreichen, wenn eine bessere Koordination gelänge.

Das Thema globale Gesundheit dürfte in den kommenden Wochen stärker in den öffentlichen Fokus rücken: Deutschland wird seine G20-Präsidentschaft nutzen, um auf die Gefahr von Infektionskrankheiten hinzuweisen, die sich schnell über ganze Länder oder gar Kontinente ausbreiten könnten. Dazu wird es während des deutschen G20-Vorsitzes auch erstmals ein Treffen der G20-Gesundheitsminister geben.

Weiterführender Link zu der im Vorfeld der G20-Gipfel veröffentlichten Empfehlung der Wissenschaftsakademien der G20-Staaten „Improving Global Heath“:
http://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2017_03_22_Statement_S20_02.pdf

 

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