In Kürze

Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten

Berlin (pag) – Daten zu gesundheitlichen Ungleichheiten werden seit Jahren publiziert. Man werde in eine Phase kommen, diese zu priorisieren, prophezeit der Sozialepidemiologe Dr. Andreas Mielck auf dem Kongress „Armut und Gesundheit“ in Berlin.

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„Die Politik wird uns auffordern zu sortieren“, sagt er auf einem Fachforum zum Thema „Welche gesundheitlichen Ungleichheiten sind ungerecht und warum?“ Bei der Etablierung einer Rangfolge und der Auswahl geeigneter Kriterien benötige man die Hilfe der Ethik. Auch die Philosophin Frederike Leonie Moormann von der Ludwig-Maximilians-Universität München plädiert dafür, die Ethik in die Frage nach gesundheitlichen Ungleichheiten miteinzubeziehen. Die Teilnehmer des Forums diskutieren unter anderem, wie konkrete Interventionsmaßnahmen wie das Nudging von Übergewichtigen ethisch zu bewerten seien.
Seit mittlerweile 22 Jahren thematisiert der Kongress „Armut und Gesundheit“ den Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage. Es ließen sich keine Anhaltspunkte dafür finden, dass sich die sozialen Unterschiede in der Gesundheit und Lebenserwartung verringert haben könnten, betont PD Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut. In einigen Bereichen müsse sogar von einer Ausweitung der Unterschiede ausgegangen werden. Dem Wissenschaftler zufolge haben Männer und Frauen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisikogrenze im Vergleich zu den hohen Einkommensbeziehern eine um 11 bzw. 8 Jahre geringere mittlere Lebenserwartung bei Geburt. Das Risiko für chronische Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und chronische Bronchitis sei in den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen 2- bis 3-fach erhöht.