In Kürze

„Renaissance“ der Kosten-Nutzen-Bewertung?

Köln (pag) – Die vor über zehn Jahren ins Sozialgesetzbuch V aufgenommene Kosten-Nutzen-Bewertung (KNB) hat in der Praxis keine Rolle gespielt. Wird sie angesichts sich eintrübender GKV-Finanzaussichten aus der Versenkung geholt? Dem Gesundheitssystem könnte sich wieder die Frage „nach dem Verhältnis von Kosten und Nutzen neuer Therapieoptionen stellen“, konstatiert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

In der neuen Publikation „Zahlen und Fakten aus dem IQWiG“ schreiben die Wissenschaftler, dass sie stetig an der Weiterentwicklung ihrer Methoden arbeiten. Unter der Überschrift „Renaissance der KNB?“ heißt es, dass man auf eine Beauftragung vorbereitet sei. Ende 2019 hat das Institut auch den Entwurf für die nächste Version seiner Allgemeinen Methoden publiziert. Darin legt es zur Bestimmung des Ausmaßes des Zusatznutzens neuer Arzneimittel in der frühen Nutzenbewertung erstmals Schwellenwerte für standardisierte Mittelwertdifferenzen (SMD) bei stetigen Daten fest. Diese orientieren sich für die theoretisch wünschenswerten Effektstärken bei schwerwiegenden Symptomen an der üblichen Einteilung von Cohen in kleine Effekte (SMD zwischen 0,2 und 0,5), mittlere Effekte (SMD zwischen 0,5 und 0,8) und große Effekte (SMD größer 0,8).
Stichwort Mindestmengen: Der Gemeinsame Bundesausschuss hat dem IQWiG dazu im vergangenen Jahr acht Prüfaufträge erteilt. Wie das Institut bei der Informationsbeschaffung und Bewertung vorgeht, stellt es ebenfalls im Methodenpapier dar. Untersucht werden Zusammenhänge zwischen Leistungsmenge und Qualität des Behandlungsergebnisses auf der Basis von Beobachtungsstudien oder kontrollierten Interventionsstudien. Drei Berichte sind 2019 bereits veröffentlicht worden: zu Stammzelltransplantationen, Lebertransplantationen und Lungenkrebs-Operationen.

Wie geht es weiter?
Bis zum 31. Januar 2020 konnten zum Entwurf der Version 6.0 Stellungnahmen abgegeben werden. Unter anderem zu den Änderungen bei der Ausmaßbestimmung bei stetigen Daten erwartet das Institut eine rege Diskussion in der Fachwelt.

Link zum Methodenpapier: https://www.iqwig.de/de/methoden/methodenpapier.3020.html