Wissenschaftler fordern Evidenz-Taskforce

Die Forschung zu Nicht-Pharmakologischen Interventionen (NPI) muss professionell priorisiert, koordiniert und kommuniziert werden, verlangen mehrere Experten. QUEST Center, Berlin Institute of Health, das Deutsche Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin sowie die Akademie für Ethik in der Medizin fordern eine nationale Taskforce „Covid-19-Evidenz“.

In dem gemeinsamen Aufruf heißt es, dass es einer möglichst schnellen und professionellen Klärung bedürfe, „ob die in Kraft gesetzten Nicht-Pharmakologischen Interventionen wie Schulschließungen und Kontaktrestriktion die erwünschte Wirksamkeit zeigen und zugleich die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Nebenwirkungen rechtfertigen“. Deshalb sollte schnellstmöglich eine Taskforce-ähnliche Struktur aufgebaut beziehungsweise in eine existierende Taskforce eingebaut werden. Diese Taskforce bestimme, welche Daten mit welcher Priorität und welcher Qualität zum Thema COVID-19 benötigt werden. Liegen die Daten nicht vor, müssten sie im Sinne einer „Evidenzverordnung“ generiert werden. Die Taskforce müsse deshalb neben einer Priorisierung auch die benötigte Forschung koordinieren. Weiterhin sei die Gesellschaft über diese Aktivitäten und die daraus resultierende Evidenz zu informieren, fordern die Experten.

Eine Aufgabe der Taskforce sei, ethische Herausforderungen zu berücksichtigen. Zum Beispiel dürften die Ergebnisse von Infektionsraten in bestimmten Bevölkerungsgruppen nicht zu einer Stigmatisierung oder Diskriminierung führen. Eine ethische Herausforderung wird auch bei der Güterabwägung gesehen: Wie sind die zu erwartenden positiven Effekte von NPI – z.B. Verlangsamung der Infektionsrate, Senkung der Todesfälle– abzuwägen mit den negativen Effekten? Dazu zählen etwa finanzielle Krisen von Unternehmen und Privathaushalten, psychosoziale Krisen sowie die Verschärfung sozialer Ungleichheiten. „Die Abwägungen sind unvermeidbar mit Werturteilen verbunden“, schreiben die Wissenschaftler. „Diese Werturteile werden aber umso objektiver und nachvollziehbarer, je besser sie sich auf relevante und verlässliche Daten zum Ausmaß der positiven und negativen Effekte beziehen können.“

Link zum Aufruf: https://www.bihealth.org/index.php?id=42&tx_news_pi1%5Bnews_preview%5D=2805&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=c0692c1e1d240a6a531100e04e40227c