Berlin (pag) – „Wir wollen schauen, wie es um die Gerechtigkeit im Gesundheitswesen steht.“ Mit diesen Worten eröffnen die zwei Moderatorinnen, beide Schülerinnen der Berliner Rahel-Hirsch-Schule, eine Veranstaltung mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Die Diskussion ist Teil des gesundheitspolitischen Forums, das das Oberstufenzentrum für Gesundheit/Medizin kürzlich zum ersten Mal veranstaltet hat. Das Thema: „Gerechte Verteilung von Geldern und Ressourcen im Gesundheitswesen?“
Konkrete und verständliche Antworten werden vom Podium gewünscht, machen die Schüler gleich zu Beginn der Debatte klar, an der neben dem Minister auch Sylvia Gabel vom Verband medizinischer Fachberufe, Knut Lambertin, DGB, sowie Werner Mall von der AOK Nord-Ost teilnehmen. Sie stehen Rede und Antwort zu Themen wie Versorgung im Alter und berufliche Aufstiegschancen, die zuvor von den Schülern in Workshops vorbereitet wurden. Zu Beginn geht es um Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten. Die Ungleichbehandlung fange bereits im Wartezimmer an, konstatieren die Moderatorinnen. DGB-Vertreter Lambertin weist allerdings darauf hin, dass es auch bei der Privaten Krankenversicherung Patienten zweiter Klasse gebe – nämlich jene, die im Basistarif seien. „Die Crux ist, dass die ungleiche Vergütung bei den Ärzten der Ausgangspunkt für den ungleichen Zugang zur Gesundheitsbehandlung ist.“ Besonderes Interesse haben die Auszubildenden an Berufsperspektiven und den Aussichten für medizinische Fachberufe. „Aufstiegsfortbildung ist möglich, aber auch immer eine Frage des Geldes“, sagt Sylvia Gäbel. Sie appelliert, diese finanziell besser zu unterstützen. „Wir erfahren durchaus Wertschätzung, aber davon kann ich nicht einkaufen gehen.“ Ein weiteres Thema ist die betriebliche Gesundheitsförderung. Kassenvertreter Werner Mall sieht dort deutlichen Verbesserungsbedarf: „Wir sind weit davon entfernt, dass das Thema Gesundheit bei allen in der Arbeitswelt angekommen ist.“ Insbesondere für Pflegekräfte sei es eine Herausforderung, gesund im Beruf zu bleiben, erläutert er den Schülerinnen und Schülern. Um Pflege geht es auch, als über die Versorgung im Alter diskutiert wird. „In den Heimen müssen sich viel zu wenige Pflegekräfte um viel zu viele Menschen kümmern. Was dürfen wir erwarten, wenn wir alt geworden sind?“, fragen die Schüler. Gröhe glaubt, dass man hierzulande auch in Zukunft eine der leistungsfähigsten Pfleginfrastrukturen haben werde und verweist auf die jüngsten Reformgesetze. Weniger optimistisch klingt er, als er auf Prävention angesprochen wird. Eine gesunde Lebensweise lasse sich eben nicht befehlen. Speziell zum Thema Impfen echauffiert sich der Minister: „Ein deutscher Wissenschaftler bekommt den Nobelpreis dafür, dass er eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs entdeckt. Und wir haben eine beschämend niedrige Impfrate bei uns.“