In Kürze

„Na Oma, wie geht´s uns heute?“

Berlin (pag) – Respektlose Ansprachen dieser Art sind noch immer weit verbreitet, kritisiert Prof. Ursula Lehr von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) auf einer Veranstaltung des Hauptstadtkongresses zum Thema Menschenwürde.

© KKH Kaufmännische Krankenkasse

In ihrem Vortrag geht die ehemalige Bundesministerin insbesondere auf die Bedeutung des subjektiven Gesundheitszustandes ein. Zwischen ihm und dem Wohlbefinden im Alter sowie Langlebigkeit bestehe Studien zufolge eine enge Korrelation. Der subjektive Gesundheitszustand werde entscheidend durch das Verhalten der Ärzte und des Pflegepersonals mitbestimmt, unterstreicht die Seniorenvertreterin. „Versteht man den Arzt nicht ganz, deutet man das gerne zum eigenen Ungunsten um. “ Ärzte sollten nicht nur die Begrenzungen durch Krankheiten ansprechen, sondern auf verbleibende Möglichkeiten hinweisen.
Ein würdevoller Umgang sei eine Frage der inneren Haltung, werde aber auch durch die Arbeitsbedingungen mitbestimmt, zeigt sich Uwe Kropp, Pflegedirektor des Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, überzeugt. „Für die notwendige innere Haltung bedarf es nicht mehr Personal.“ Es liege an einem persönlich, ob man sagt: „Die Niere von Zimmer sechs.“ Es werde keine Zeit gespart, wenn man den Namen des Patienten durch die Diagnose ersetze. Kropp hebt aber auch hervor: „Um Menschenwürde in allen Bereichen lebbar zu machen, brauchen wir mehr Menschen, die entlastend mitwirken können.“ Die Politik habe aktuell einiges für eine angemessene Personalstruktur der Pflege auf den Weg gebracht, anhand einiger Zahlen verdeutlicht Kropp indes auch den hiesigen Nachholbedarf. In Deutschland sei eine Pflegekraft in der Regel für zehn Patienten zuständig, in Großbritannien für acht, in der Schweiz für sechs, in den Niederlanden für fünf und in Norwegen für vier.
Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Prof. Günther Jonitz, betont die politische Dimension des Themas Menschenwürde. Grundsätzlich kritisiert er das Primat der Ökonomie, speziell die Einführung der Diagnosis Related Groups (DRG) stelle einen Sündenfall dar. „Dadurch sind Patienten flächendeckend zur Nummer geworden“, so der Mediziner. Statt Deckelung und Dezimierung gelte es, die Versorgung zu optimieren. Notwendig dafür seien gemeinsame Verantwortung, eine kluge politische Führung „… und wenn wir es richtig hinkriegen, greifen wir das Thema ‚value based healthcare‘ auf … da finden sich dann auch die Ökonomen wieder“.