Idstein (pag) – Deutschland droht in den kommenden Jahren ein gewaltiger Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen. Die Hochschule Fresenius hat in der Studie „Ich bin dann mal weg“ alarmierende Zahlen zum Fachkräftemarkt und zur Arbeitszufriedenheit von Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten ermittelt.
Von rund 1.000 Therapeuten, die an der Erhebung der HochschuleFresenius teilnahmen, ist jeder vierte schon jetzt aus seinem Beruf ausgestiegen, fast die Hälfte denkt darüber nach. Nur knapp jeder dritte befragte Therapeut will aktuell auf jeden Fall in seinem Beruf weiterarbeiten. Besonders kritisch ist die Situation bei den Physiotherapeuten und Logopäden. Die Gründe für den Ausstieg sind überwiegend zu geringe Verdienstmöglichkeiten und mangelnde berufliche Perspektiven. „Angesichts der Tatsache, dass wir schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung deutlich mehr Menschen in den Gesundheitsberufen brauchen, sind die Zahlen zur schon vollzogenen Berufsflucht, insbesondere aber die zu den drohenden Abgängen, mehr als ernüchternd“, sagt Dr. Sabine Hammer, Dekanin des Master-Studiengangs Therapiewissenschaften an der Hochschule Fresenius. „Gerade gesetzlich Versicherte könnten in Zukunft länger auf einen Termin warten müssen: Rund 13 Prozent unserer jetzigen Aussteiger wollen nicht mehr mit den gesetz-lichen Krankenkassen abrechnen.“ Weitere gut 20 Prozent seien so genannte „Vollaussteiger“, die die Sparte komplett wechseln, zwei Drittel bezeichnet die Hochschule als „Weiterentwickler“, weil sie in Forschung und Lehre abwandern.
Mitspracherecht im G-BA gefordert
Vorgestellt wird die Studie auf einem Symposium am Idsteiner Campus der Hochschule. Prof. Volker Maihack, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik und Ehrenvorsitzender des Deutschen Bundesverbandes der akademischen Sprachtherapeuten,stellt dort klare politische Forderungen: Dazu gehört unter anderem eine Festschreibung der Akademisierung in den Berufsgesetzen. „Wir brauchen außerdem eine nicht nur übergangsweise, sondern dauerhafte Abkopplung von der Grundlohnsummenanbindung und den Direktzugang der Patienten zu den Therapieberufen“, verlangt er. Auch sollten Physio-und Ergotherapeuten sowie Logo-päden ein Mitspracherecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bekommen. Des Weiteren müsse die Diskussion über die Einrichtung von Therapeutenkammern endlich Fahrt aufnehmen.
An der Studie „Ich bin dann mal weg“ nahmen insgesamt 984 Teilnehmer aus den Gesundheitsberufen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie teil.