In Kürze

Impfen: Grippe, unterschätze Todesfälle und regionale Unterschiede

Berlin (pag) – Das Thema Impfen hat in jüngster Zeit für einige Schlagzeilen gesorgt: Dazu gehört die Nachricht, dass die Anzahl der jährlichen masernassoziierten Todesfälle deutlich unterschätzt wird, vor allem bei Kindern. Zudem hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlungen zur Impfung gegen saisonale Influenza aktualisiert.

Die STIKO rät zu einem quadrivalenten Influenza-Impfstoff mit aktueller, von der Weltgesundheitsorganisation empfohlener Antigenkombination. Sie weist darauf hin, dass bei der Entscheidungsfindung auch eine Stellungnahme des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) berücksichtigt wurde. Dieser entscheidet in den kommenden Monaten darüber, ob der Vierfach-Impfstofftyp Pflichtleistung in der gesetzlichen Krankenversicherung wird. Einzelne Kassen werben bereits mit der Kostenübernahme, die Ärztekammer Sachsen-Anhalt kritisiert wiederum die dreimonatige Zustimmungsfrist des G-BA: Das Zeitfenster für eine Grippeimpfung sei dann verstrichen. Die noch laufenden Rabattverträge machen die Angelegenheit noch unübersichtlicher.

Zu geringe Impfquoten bei medizinischem Personal

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In der ersten Ausgabe 2018 des epidemiologischen Bulletins problematisiert das Robert Koch-Institut (RKI) für einzelne Impfungen eine „erhebliche Varianz auf regionaler Ebene“. Die Influenza-Impfquote (Saison 2016/17) beträgt bei den 60-Jährigen und Älteren in den alten Bundesländern 29,8 Prozent, in den neuen Bundesländern liegt die Quote mit 50,9 Prozent erheblich höher. Ähnlich sieht es bei der Impfung gegen humane Papillomviren aus. Die Quote liegt in den alten Bundesländern bei 29,1 Prozent, in den neuen bei 46,2 Prozent. Im vergangenen Jahr hat das RKI auch die Influenza-Impfquoten beim Medizinpersonal als zu niedrig kritisiert. Eine in zwei Universitätskliniken durchgeführte Pilotstudie ergab, dass nur knapp 40 Prozent der Klinikmitarbeiter geimpft waren – 56 Prozent der Ärzte, 34 Prozent des Pflegepersonals und 27 Prozent in den therapeutischen Berufen.
Bei einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion stehen dagegen insbesondere Masern im Mittelpunkt. Demnach wird die Anzahl der jährlichen mit der Krankheit assoziierten Todesfälle insbesondere bei Kindern deutlich unterschätzt.
Der Grund: Die Statistik berücksichtige nicht jene Kinder, die an einer masern-assoziierten subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) sterben. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns, die Jahre nach der Maserninfektion vor allem bei solchen Kindern auftritt, die zum Zeitpunkt der Erkrankung besonders jung waren. Eine Impfpflicht lehnt die Regierung weiterhin ab. Anders sieht es in Frankreich aus: Dort wurde diese für die Jüngsten deutlich ausgeweitet. Vom 1. Januar an geborene Kinder müssen in den ersten zwei Lebensjahren gegen elf Krankheiten geimpft werden, darunter Keuchhusten, Masern, Röteln und Hepatitis B.

 

Weiterführende Links:

Antwort der Bundesregierung (Drucksache 19/320) „Defizite bei Impfquoten“ – http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/003/1900320.pdf

Epidemiologisches Bulletin, 4. Januar 2018 / Nr.1 – http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/01_18.pdf?__blob=publicationFile

Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung des quadrivalenten saisonalen Influenzaimpfstoffs – http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/02_18.pdf?__blob=publicationFile