Berlin (pag) – Ein „Zielfokussiertes Evaluationstool für Innovationen im Gesundheitswesen“ (ZEIG) haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung entwickelt. Lässt sich damit die „Kultur des Gegeneinanders“ im Gesundheitswesen aufbrechen?
Dr. Nils B. Heyen und seine Wissenschaftskollegen konstatieren, dass das hiesige Gesundheitswesen von „Interessenkämpfen, Verteilungskonflikten und ideologisierten Debatten“ geprägt sei. Diese Kultur des Gegeneinanders stelle ein Innovationshemmnis dar. ZEIG nimmt insbesondere soziale Innovationen in den Blick – neue Praktiken, Organisationsformen, Regulierungen und Systemstrukturen. Grundlage für das Evaluationstool sind zwölf übergeordnete Ziele (siehe Infokasten), die zuvor im Rahmen einer weiteren Studie identifiziert wurden. Mithilfe von ZEIG können einzelne Maßnahmen von Akteuren daraufhin überprüft werden, inwieweit sie zur Erreichung dieser Ziele „und damit zu einer tendenziell positiven Gesamtentwicklung des Gesundheitswesens beitragen“, erläutern die Wissenschaftler. Konkret umfasst das Bewertungsinstrument neben den zwölf Zielen 32 Prüffragen und 154 Indikatoren. Außerdem ist eine Bewertung der Quellen/Datenlage vorgesehen. Den Wissenschaftlern zufolge kann ZEIG in diversen Kontexten zur Anwendung kommen, etwa zur Selbstreflexion oder in der Forschung. Die größten Potenziale sehen sie aber bei Diskussions- und Aushandlungsprozessen. Das Instrument mache Interessenlagen deutlicher sichtbar, strittige Kernprunkte leichter fassbar und Forschungsbedarf besser erkennbar. „Im Idealfall könnten damit Prozesse zugleich versachlicht, transparenter und beschleunigt werden“, argumentieren Heyen und das Team. „Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Entwirrung der Gesundheitspolitik leisten zu können“, sagt Severin Schmidt, Leiter des Gesprächskreises Sozialpolitik der FES. Dem System mit seinen nicht immer klaren Verantwortlichkeiten attestiert er ein Akzeptanzproblem. Ein Innovationstool, das mehr Transparenz herstelle, könne die Akzeptanz verbessern.
Zwölf Ziele
Die zwölf Ziele, auf denen die ZEIG-Bewertung beruht, lauten: Qualitätssicherheit & -verbesserung; Versorgungssicherheit; Prävention & Gesundheitsförderung; Begrenzung der finanziellen Belastung der Versicherten; Solidarität & Gerechtigkeit, Effizienz(steigerung); Transparenz; Stärkung der Patientenrechte; Selbsthilfe, Selbstbestimmung & Eigenverantwortung; gute Arbeitsbedingungen, Autonomie & Einfluss der Akteure; wirtschaftlicher Erfolg.
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Mehr Information: www.zeig-analyse.de