In Kürze

Das digitale Gesundheitsportemonnaie

Berlin (pag) – Mehr als eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen haben keinen Zugang zur medizinischen Grundversorgung, weil die ausreichende finanzielle Absicherung fehlt. Charité-Ärzte haben daher die digitale Gesundheitsplattform mTOMADY entwickelt. Über die Mobiltelefon-Infrastruktur kann Geld sicher und effizient für medizinische Behandlungen eingezahlt, angespart und abgerufen werden.

TOMADY bedeutet auf madagassisch „gesund und stark“. Das besondere an mTOMADY: Das Geld, das auf das Gesundheitskonto geladen wurde, ist ausschließlich für Gesundheitsdienstleistungen nutzbar.

Die Plattform ist in Madagaskar im Einsatz – einem der Länder, in denen die Assistenzärzte Dr. Julius Emmrich und Dr. Samuel Knauß ehrenamtlich arbeiten. Die herausfordernden Zustände im Gesundheitswesen sowie die neuen digitalen Entwicklungen in dem Land brachten sie auf die Idee, mTOMADY zu gründen. Das bedeutet auf madagassisch „gesund und stark“. mTOMADY funktioniert wie ein digitales Gesundheitsportemonnaie. Um es zu nutzen benötigt man lediglich einen Zugang zur örtlichen Mobiltelefon-Infrastruktur. Hierfür reicht eine einfache SIM-Karte. Bargeld kann man an sogenannten Mobile-Cashpoints, die man in Madagaskar an fast jeder Straßenecke findet, in Mobile Money umwandeln. Die Nutzer können effizient und sicher Geld über das Mobile Money-System auf ein Konto transferieren.

Unterstützung für Schwangere

Eine Besonderheit von mTOMADY ist, dass das Geld, das auf das Gesundheitskonto geladen wurde, ausschließlich für Gesundheitsdienstleistungen nutzbar ist. So ist sichergestellt, dass die Nutzer ein finanzielles Polster ansparen, das in prekären Situationen aufgrund von Krankheiten oder Unfällen Leben retten kann. Zusätzlich ist es möglich, eine Krankenversicherung über die Plattform abzuschließen. Ebenso können Spenden auf eine digitale Plattform eingezahlt werden, von denen alle Mitglieder von mTOMADY profitieren.

Aktuell arbeitet das Gesundheitsministerium von Madagaskar zusammen mit der Initiative daran, das Gesundheitsportemonnaie zu einem integralen Bestandteil der Gesundheitsversorgung des Landes weiterzuentwickeln. Angefangen hat mTOMADY mit der Unterstützung von schwangeren Frauen im zentralen Hochland. „In Madagaskar herrscht eine hohe Mutter- und Säuglingssterblichkeit, und nur wenige Geburten werden professionell durchgeführt“, begründet Julius Emmrich diese Wahl. Mittlerweile steht mTOMADY auch anderen Patientengruppen zur Verfügung. Außerdem sind Emmrich und Knauß dabei, mehrere Krankenkassen in Madagaskar in das System zu integrieren. Auch in Ghana und Uganda soll das digitale Gesundheitsportemonnaie eingeführt werden.

Emmrich und Knauß sind seit 2019 Teilnehmer des BIH Charité Digital Clinician Scientist-Programms, das ihnen ermöglicht, während der Facharztweiterbildung zum Neurologen mTOMADY zu entwickeln. Der Digital Health Accelerator des BIH förderte das Projekt von Juli 2018 bis Dezember 2020 mit rund einer Million Euro.