In Kürze

Gesundheitskompetenz stärken, aber wie?

Berlin (pag) – Empowerment ist das Gebot der Stunde. Mündige Patienten sollen ärztlichen Rat verstehen und hinterfragen können. Doch wie gelingt das? Darüber diskutieren kürzlich Experten aus Wissenschaft, Medizin und Kommunikation bei einer Veranstaltung des Aktionsbündnis Thrombose.

© iStockphoto.com, DrAfter123

Um mit ihrem Arzt in einen Dialog auf Augenhöhe treten zu können, brauchen Patienten vor allem eines: ausreichende und richtige Information. „Gesundheitskompetenz ist die Grundlage von Empowerment“, unterstreicht Prof. Doris Schaeffer vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld. Im Ergebnisbericht ihres zweiten deutschen Health Literacy Survey (HLS-GER 2) kommt Schaeffer allerdings zu einem ernüchternden Befund: „Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland hat sich in den letzten sieben Jahren (seit der HLS-GER 1, Anm. d. Red.) verschlechtert.“ 58,8 Prozent weisen demnach nur eine geringe Kompetenz auf. Probleme bereitet den Menschen vor allem die Beurteilung gefundener Informationen.

Nutzen und Schaden in Zahlen

Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz, sieht die etablierten Online-Anbieter in der Pflicht und appelliert: „Wir müssen über Nutzen und Schaden in Zahlen informieren.“ Als Negativ-Beispiel führt er das Mammographie-Screening an, dessen Nutzen von Patientinnen gerade in Deutschland stark überschätzt werde. Während Dr. Klaus Koch, Chefredakteur von gesundheitsinformation.de, dem Informationsportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, bei der Wissensvermittlung vor allem auf Evidenzbasierung setzt, bringt NetDoktor-Chefredakteur Jens Richter noch einen weiteren Aspekt ins Spiel. Er sagt: „Die Qualität ist dann groß, wenn möglichst viele Suchanfragen beantwortet werden.“ Genau dort hake es etwa bei der Etablierung des Portals gesund.bund durch das Bundesgesundheitsministerium.

Gesundheitskompetenzforscherin Schaeffer mahnt unterdessen an, auch diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, die bei Gesundheitsfragen nicht als Erstes Google konsultieren, sondern vor allem auf die Kompetenz ihrer Ärzte vertrauen. Letztere seien oft nicht befähigt, ihr Wissen auch Patienten zu vermitteln. „Die didaktische Qualität spielt in der ärztlichen Ausbildung eine zu geringe Rolle“, bemängelt Schaeffer.