Berlin/Basel (pag) – Die häufigste Ursache für Überschuldung ist Krankheit. Diese Erkenntnis geht aus dem Überschuldungsreport 2024 hervor, durchgeführt vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff). Neu entwickelte Messinstrumente sollen jetzt systematisch die Datenlage zu diesem Problem verbessern.
Im aktuellen Bericht des Instituts konstatieren die Autoren: „Bemerkenswert ist die Entwicklung gesundheitsbedingter Aspekte.“ Insbesondere dann, wenn man die Faktoren Krankheit und Sucht zusammenrechnet: Damit wird Krankheit mit etwa 18,4 Prozent zur Hauptursache von Überschuldung.
Bereits 2019 nimmt die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) mit ihrer EDIUM-Studie das Thema Armut durch Krankheit näher unter die Lupe. Mehr als 5.400 Erkrankte in 119 Darmkrebszentren werden zu Finanzbelastungen vor und ein Jahr nach der Therapie befragt. Von 4.500 Befragten, die vor der Behandlung keine finanziellen Probleme haben, berichten ein Jahr später etwa 25 Prozent von Finanzproblemen im Zuge der Krankheit. „Der Großteil finanzieller Einbußen bei Krebs entsteht durch die Minderung des Erwerbseinkommens während und nach der Therapie“, so DKG-Experte Dr. Christoph Kowalski. Neben sinkenden Einnahmen würden auch zusätzliche finanzielle Lasten durch die Krebserkrankung ins Gewicht fallen – darunter Eigenbeteiligungen und Zuzahlungen für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel, Transporte, Kinderbetreuung oder Haushaltshilfen.
Fragebogen zur finanziellen Belastung
Auch auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen, Öserreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Basel wird das Thema nicht ausgeblendet. Dort wird Medienberichten zufolge ein Messinstrument zur Erfassung der finanziellen Belastung von Krebspatienten in Deutschland präsentiert. Den Fragebogen „Financial Impact of Cancer Assessment Tool (FIAT)“ hat die Forschungsgruppe um Dr. Katja Mehlis vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg entwickelt. Konkret analysiert er 19 Items, die drei Bereiche der subjektiven finanziellen Belastung abdecken.
Diese sind:
- Sorgen über die finanzielle Sicherheit des Einzelnen oder der Familie nach der Diagnose
- Unzufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen aufgrund der finanziellen Auswirkungen
- Schwierige Erfahrungen mit Behörden und Leistungserbringern bei der Navigation durch das Gesundheits- und Sozialsystem.
Das Instrument schließt eine wichtige Lücke, denn finanzielle Belastungen durch Diagnose und Therapie einer Krebserkrankung können „erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Patienten haben“, heben die Forschenden hervor. Ihnen zufolge gibt es derzeit kaum systematisch erhobene und damit vergleichbare Daten zur finanziellen Situation von Krebspatienten in Deutschland, weil bislang kein validiertes deutschsprachiges Erhebungsinstrument existierte.