Hemmoor (pag) – Digitale Gesundheitsangebote wie Telemedizin oder Gesundheits-Apps bieten enorme Möglichkeiten. Sie können die Versorgung effizienter machen und Zugänge erleichtern. Doch in einem Positionspapier warnt die Deutsche Gesellschaft für Public Health: Wenn vulnerable Gruppen – wie ältere Menschen oder sozial Benachteiligte – bei der Entwicklung solcher Lösungen nicht mitgedacht werden, droht die digitale Kluft zu wachsen.

Das im Bundesgesundheitsblatt erschienene Papier des Fachbereichs Digital Public Health zeigt auf, wie digitale Gesundheitslösungen flächendeckend und sozial gerecht umgesetzt werden können. Die Autorinnen und Autoren fordern Strategien, die alle Bürgerinnen und Bürger erreichen – unabhängig von Alter, Einkommen oder technischer Affinität. „Wir müssen Gesundheitskompetenz fördern und die digitale Spaltung überwinden, sonst verlieren wir das Potenzial der Digitalisierung für Prävention und Versorgung“, sagt Dr. Laura Maaß, Sprecherin des Fachbereichs und Postdoc am Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen.
Als eines der Kernprobleme adressieren die Autorinnen und Autoren die digitale Gesundheitskompetenz: Viele Menschen könnten Apps oder andere digitale Tools nicht richtig nutzen. Dabei sei gerade die Fähigkeit, solche Anwendungen zu verstehen und anzuwenden, entscheidend, um Gesundheitsangebote wirklich zugänglich zu machen. Interaktive und partizipative Ansätze könnten helfen, Patienten besser einzubinden und so die gesundheitliche Eigenverantwortung zu stärken.
Nachhaltige Digitalisierung
Das Positionspapier kritisiert außerdem, dass Digital Public Health in Deutschland noch in den Kinderschuhen stecke. Studiengänge griffen das Thema nur selten auf, und in der Forschung liege der Fokus zu stark auf klinischen Anwendungen. Prävention und Gesundheitsförderung blieben oft außen vor – sowohl in der Forschung und Lehre als auch in der Gesundheitspolitik, die sich fast ausschließlich auf die Digitalisierung der medizinischen Gesundheitsversorgung konzentriere. Die Experten fordern daher, Digitalisierung breiter und nachhaltiger zu denken. Es gehe darum, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern, Prävention zu stärken und die Versorgung effizienter zu machen – ohne dabei jemanden auszuschließen. „Dafür braucht es den Schulterschluss von Politik, Wissenschaft und Praxis“, lautet ihr Appell.