In Kürze

Evidenzbasierte Gesundheitspolitik in Krisenzeiten



München/Magdeburg (pag) – Ein Forschungsteam der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Hochschule für Philosophie München hat ein Positionspapier vorgelegt: Es enthält sieben Thesen für evidenzbasierte Gesundheitspolitik in Krisenzeiten. Diese sollen eine Diskussion über konkrete Leitlinien anregen, um für kommende Gesundheitskrisen gewappnet zu sein.

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Formuliert hat die Thesen ein interdisziplinäres Team aus Public-Health-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern, Medizinerinnen und politischen Philosophinnen und Philosophen. „Ausgangspunkt war die COVID-19-Pandemie“, erläutert Prof. Christian Apfelbacher von der Otto-von-Guericke-Universität. Diese habe die politischen Entscheidungsträger vor die Herausforderung gestellt, unter extremer Unsicherheit zu agieren. Umstritten war unter anderem, wie eine evidenzbasierte Politik konkret ausgestaltet sein sollte. Um dies zu klären, hat das Team eine qualitative Studie zur Rolle von Public-Health-Wissenschaftlern in der Politikberatung während der Pandemie erarbeitet. Das Ziel: eine Typologie, die verschiedene Selbstbilder von Forschenden an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik darstellt.

Die Auswertung dieser Interviews zeige, so Apfelbacher, dass das Selbstverständnis, die Selbstbilder sowie die Werte der einzelnen Forscher eine wesentliche Rolle dabei spielten, wie sie Politikberatung praktisch umsetzten. Der Prototyp des „scientific study suppliers“ verstehe sich beispielsweise als neutraler und unabhängiger Experte. Für sie oder ihn stünden die Spezialisierung und wissenschaftliche Integrität an oberster Stelle, es werde eine klare Grenze zur Sphäre
der Politik und der Öffentlichkeit gezogen. Dem „expert facing political issues“ dagegen sei es wichtig, mit der eigenen Forschung auf politische Anliegen zu antworten und mit Akteuren aus der Politik zu kooperieren.

Den Forschern zufolge nehmen Wissenschaftler im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit unterschiedliche Rollen ein. Mit diesen Rollen seien divergierende Vorstellungen darüber verbunden, was Politikberatung ist und wie eine wissenschaftsbasierte und demokratische Politik funktionieren soll. Dabei handele es sich auch um Wertekonflikte, die transparent gemacht werden sollten, empfehlen sie.

Weiterführender Link:
Hintergründe zum Forschungsprojekt „Politics in Search of Evidence“ sind auf der Website der Hochschule für Philosophie Münchenzu finden.