In Kürze

Neue Kooperationskultur im „Continuum of Care“

Berlin (pag) – Für eine effiziente und patientenorientierte Gesundheitsversorgung müssen künftig starre Berufsgrenzen und traditionelle Hierarchieordnungen überwunden werden. Das ist der Kern des Impulspapiers des Bundesverbands Managed Care (BMC). Der Titel: „Team Gesundheit: Gemeinsam Versorgen im Continuum of Care“.

„Nur wenn wir vorhandene Überlappungen in Wissen
und Kompetenzen nutzen, können wir personelle Engpässe bewältigen und die Patientenversorgung verbessern“, sagt der BMC-Vorstandsvorsitzende Prof. Lutz Hager bei der Vorstellung. Mit Blick auf die durch Kostendruck und Fachkräftemangel immer komplexer werdenden Versorgungsstrukturen sei ein neuer Arbeitsansatz notwendig. Dafür wird der aus der Patientenperspektive stammende Begriff des „Continuum of Care“ auf die Behandlerperspektive übertragen, um ein neues „Zielbild der Zusammenarbeit“ zu erhalten.

Die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Dr. Bernadette Klapper, hat das Thema initiiert. Sie sieht aktuell ein System der „Blaulichtmedizin“, welches primär auf akute Heilung ausgelegt sei. Betrachtet man im Sinne des „Continuum of Care“ die Langzeitperspektive, seien aber plötzlich andere Bedarfe und Berufe gefragt: „Dieses große Bild des Versorgungskontinuums ist in den Köpfen der Gesundheitsberufe nicht vorhanden.“ Künftig müsse man fragen, in welcher Phase sich ein Patient befinde und welche gemeinsamen Gesundheitsziele es in dieser Phase gebe. Dem folgend müssten die Leistungserbringer dann zusammen handeln. „Bisher läuft interprofessionelle Kooperation aber so ab, dass man fragt, wie grenzt man sich ab und wer ist für was zuständig“, kritisiert Klapper. Das habe man mit dem Impulspapier auf den Kopf gestellt. Ergebnis sei ein sehr viel flexibleres Bild von Zuständigkeiten nach dem Motto: 
„Die Kompetenz, die da ist, möglichst einsetzen!“

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Ein komplett neues Berufsbild

Das Papier – das Ergebnis einer mehrteiligen Workshopreihe mit Beteiligten verschiedener Gesundheitsberufe – soll ein erster Anstoß zur Weiterentwicklung der Teamarbeit sein. Ziel müsse sein, Kooperation mehr im Studium und in der Ausbildung zu verankern. Vereinzelt gebe es bereits gemeinsame Ausbildungsstellen. Die Digitalisierung und vor allem die elektronische Patientenakte könnten wichtige Schritte nach vorn sein. „Man müsste aber auch die Vergütungssysteme auf kooperative Leistungserbringung ausrichten“, fordert Klapper. Für Hager beschränkt sich die Thematik nicht auf die Rahmenbedingungen: „Es geht darum, die Grundlagen für ein neues Verständnis zu legen.“ Das bedeute auch: „ein komplett neues intrinsisches Berufsbild“.

Weiterführender Link:
BMC-Impulspapier zur Flexibilisierung der interprofessionellen Zusammenarbeit: Gemeinsam Versorgen im Continuum of Care, PDF, 10 Seiten