In Kürze

Bahn, Bundeswehr … Uniklinik?

Berlin (pag) – Auch die Universitätsklinika leiden unter einem hohen Investitionsstau. Auf dem XIII. Hochschulsymposion fordern sie nicht nur ein Ende des dualen Finanzierungssystems, sondern auch eine Vergütung, die der besonderen Rolle der Uniklinika gerecht wird.

Dunkle Wolken über dem Unikklinikum Aachen: Viele Universitätskrankenhäuser leiden unter einem hohen Investitionsstau. © Leblebici, Suzan, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

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Die Abschaffung des Hochschulbauförderungsgesetzes im Jahr 2006 bezeichnet Noch-Charité-Vorstandschef Prof. Max Einhäupl als größten Sündenfall des letzten Jahrzehnts. Irmtraut Gürkan, kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, konstatiert, dass die Investitionsquote in Deutschland inzwischen ein „sehr, sehr trauriges Bild“ abgebe – sie liege bei noch nicht einmal vier Prozent. Dabei wären wenigstens 14 Prozent Investitionen bezogen auf die laufenden Betriebsausgaben notwendig. Gürkan zufolge verzeichnete 2011 bereits jede dritte Universitätsklinik einen Investitionsstau von über 100 Millionen Euro. Jährlich wachse der Nachholbedarf in der gesamten Hochschulmedizin um 1,5 Milliarden Euro. „Wie können wir da noch konkurrenzfähig sein?“, fragt sie.

Im großen Stil verschuldet

„Größter Sündenfall des letzten Jahrzehnts“, Noch-Charité-Vorstandschef Prof. Max Einhäupl übt heftige Kritik. © pag, Fiolka

Aus der Not heraus stemmt die Heidelberger Uniklinik die nötigsten Investitionen aus eigener Kraft. „Wir haben uns im großen Stil verschuldet“, so Irmtraut Gürkan. Auf einer Darlehenssumme von 370 Millionen Euro sitzen inzwischen die Heidelberger, 19 Millionen Euro pro Jahr müssen abgeschrieben werden. Da ist man natürlich über die 400 Millionen Euro dankbar, die das Land Baden-Württemberg im Rahmen einer Sanierungsoffensive für die Jahre 2018 und 2019 für alle vier Universitätskliniken zusammen zur Verfügung stellt. Die Lösung der Finanzprobleme könnte nach Ansicht der kaufmännischen Direktorin folgendermaßen gelingen: Die duale Finanzierung wird durch eine monistische ersetzt; auf die DRG gibt es einen Zuschlag von zehn Prozent wie in der Schweiz; und für Forschung und Lehre wird eine Zusatzfinanzierung eingeführt – „das wäre es“.

Die Universitätsmedizin gehöre anders finanziert als der Rest der Krankenhäuser, fordert auch Prof. Heyo Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Göttingen. Der Vorschlag, einen Systemzuschlag einzuführen, sei allerdings bei dem vormaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erfolglos geblieben. Mittlerweile sei bei den Unikliniken alles auf Kante genäht. Kroemer ist der festen Überzeugung: „Wenn das System sich nicht ändert, wird die Universitätsmedizin in zehn Jahren nicht mehr so sein, wie wir sie kennen.“ Die Gefahr bestehe, dass wie bei der Bahn und Bundeswehr auch das System Universitätsklinik in eine Dysfunktionalität gebracht werde, „aus der man schwer wieder rauskommt“. Im Übrigen, so der Dekan, werde es nötig sein, dass der Bund in die Finanzierung der Universitätsmedizin mit einsteigt, „wenn er bestimmte Standorte haben will, die international mitspielen“.