Berlin (pag) – Mit gesundheitlichen Ungleichheiten beschäftigen sich gleich drei jüngst erschienene Publikation von WHO, OECD sowie Leopoldina. Darin werden der Politik vielfältige Empfehlungen für Chancengleichheit gegeben.
Die OECD-Studie „Health for Every-one?“ untersucht, wo und wie die gesundheitlichen Unterschiede ausgeprägt sind. Sie bezieht sich auf Daten aus allen EU-Ländern sowie Chile, Kanada, Mexiko, Norwegen und den USA. Um gesundheitsbezogene Ungleichheiten anzugehen, existiere eine breite Palette an Optionen: „This should start with public health interventions that more specifically target disadvantaged population groups helping them to adopt more healthy lifestyles.“ Auch die Verbesserung der Gesundheitskompetenz wird als wichtiger Faktor genannt. Ferner sei sicherzustellen, dass empfohlene Präventionsprogramme auch Bevölkerungsgruppen mit einem niedrigerem sozio-ökonomischen Status erreichen. „This can require improving service availability in rural and disadvantaged urban areas.“
Der „Sachstandsbericht über gesundheitliche Chancengleichheit in der Europäischen Region der WHO“ führt fünf Voraussetzungen auf, die erfüllt sein müssen, um für alle ein gesundes Leben zu verwirklichen: hochwertige und leicht zugängliche Gesundheitsleistungen, Einkommenssicherheit und soziale Absicherung, menschenwürdige Lebensbedingungen, Sozial- und Humankapital sowie Beschäftigung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Die WHO appelliert eindringlich: „Kurzfristig gesundheitliche Chancengleichheit zu verwirklichen, ist möglich – selbst innerhalb politischer Zyklen“.
Ungleichheit im Lebensverlauf
Der Befund, dass trotz Verbesserungen von Gesundheit und Wohlbefinden in der Europäischen Region innerhalb der Länder Ungleichgewichte fortbestehen, trifft auch für Deutschland zu. Prof. Johannes Siegrist und Prof. Ursula M. Staudinger konstatieren in dem Leopoldina-Papier „Gesundheitliche Ungleichheit im Lebensverlauf“, dass zwar die Lebenserwartung hierzulande weiter gestiegen sei, aber „immer noch sterben Menschen mit geringerem sozialem Status viele Jahre früher als sozial besser gestellte Menschen“. Bereits Mitglieder der zweithöchsten von fünf Einkommensschichten hätten eine geringere durchschnittliche Lebenserwartung als die der ober-sten Schicht. Angesichts der Unterschiede von Krankheit und Sterblichkeit zwischen sozialen Schichten machen sich die beiden Wissenschaftler für ein nationales Programm stark, das diese Ungleichheit verringert. Mittelfristig könnten daraus nachhaltige Gesundheitsgewinne für ganze Bevölkerungen erwartet werden – selbst wenn diese sich bisher nur in seltenen Fällen in einer veränderten Sterblichkeit niederschlagen. Siegrist und Staudinger sind überzeugt, dass Deutschland für diese Aufgabe gut gerüstet ist. Allerdings sei das vorherrschende Verständnis von Gesundheitspolitik als Förderung des Versorgungssystems auszuweiten: Die Gesundheit der Bevölkerung ist als Handlungsfeld verschiedener abgestimmter Bereiche politischer Gestaltung zu verstehen.
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Links zu den Publikationen
OECD: Health for Everyone?
https://www.oecd-ilibrary.org/sites/3c8385d0-en/index.html?itemId=/content/publication/3c8385d0-en&mimeType=text/html
WHO: Ein Leben in Gesundheit und Wohlstand für alle
http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0020/412751/hersi-executive-summary-de_KB.pdf?ua=1
Leopoldina: Gesundheitliche Ungleichheit im Lebensverlauf
https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2019_Leo_Forum_02_Gesundheitliche_Ungleichheit_01.pdf
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